Die Skudde

Die Skudde

Im Deutschen ist für das ehemalige Grenzgebiet zu Litauen Skudde sowohl in der Bedeutung „Schaf“ bzw. „weibliches Schaf“ als auch in der Bezeichnung einer Rasse nachgewiesen. Nach anderen Quellen wurden im Gebiet der niederlitauischen Stadt Skuodas noch bis in die 1940er Jahre primitive Landschafe gehalten, was ebenfalls Informationen für die Herkunft des Wortes Skudde geben könnte.

 

Einordnung

Die Skudde gehört zum Formenkreis der mischwolligen kurzschwänzigen nordischen Heideschafe.

 

Herkunft und Verbreitung

Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts war die Skudde das bodenständige Schaf Ostpreußens und des Baltikums.

Sichere Nachweise gibt es für seine Existenz in diesem Gebiet seit der Ordenszeit. Ungeklärt ist bisher, ob es vorher bereits Skudden in anderen Regionen gab, ob es sich bei dieser Haustierrasse um das „Schaf der Wikinger“ oder um direkte Nachfahren jungsteinzeitlicher Schafe handelt.

Seit dem Mittelalter wird die Skudde zwischen Baltikum im Norden und der Lausitz im Süden, also zwischen dem Ursprungsgebiet der Grauen Heidschnucke in den nordwestdeutschen Heide- und Moorlandschaften und der Heimat der polnischen Wrzosówka sowie der russischen Romanov im Osten gehalten.

Seit Ende des Zweiten Weltkrieges gilt die Skudde im Baltikum als ausgestorben. Die von Zeit zu Zeit über die Sichtung von Skudden gemachten Berichte im Samland und in Litauen beschreiben möglicherweise Kreuzungen mit aus Litauen eingeführten skuddenartigen Schafen. Für zusätzliche Verwirrung sorgte in der Vergangenheit die Mitteilung, dass Stalin alle verbliebenen Skudden als ostpreußisches Kulturgut nach Weißrussland verbracht habe.

Die heute existierenden Bestände in Deutschland gehen auf Restbestände zurück, die den Zweiten Weltkrieg überlebt haben und anschließend durch passionierte Schafzüchter und Tiergärten in Ost- und Westdeutschland erhalten wurden. Zu erwähnen sind insbesondere Zuchtbestände des Münchner Zoos Hellabrunn und des Leipziger Zoos.

Es gibt zirka 1000 bis 2000 reinrassige Tiere. Die Zuchtkriterien sind zum Zweck der Erhaltung der Rassemerkmale streng.

 

Merkmale/Zuchtziele

Das Zuchtziel sieht ein robustes, kleinrahmiges Schaf mit besonderer Herkunft zur Landschaftspflege auf mageren Standorten vor.

Die Skudde ist die kleinste, deutsche Schafrasse (keine Zwergzüchtung!): Die Widerristhöhe der Böcke beträgt durchschnittlich 55 bis 60 cm bei einem Lebendgewicht von 35 bis 50 kg, die der Zibben 45 bis 50 cm bei 25 bis 40 kg Lebendgewicht.

Der Kopf ist keilförmig ausgebildet und mit Stichelhaaren besetzt. Eine breite Stirn, feines Nasenbein und kleine, aufwärtsgerichtete Ohren und eine schwarz pigmentierte Nase sind weitere, typische Merkmale für Skudden.

Böcke bilden ein imposantes schneckenförmiges Gehörn mit ausreichendem Abstand zum Kiefer aus. Zibben sollen unbehornt sein; kleine Hörner, Hornstummel, Hornansätze werden toleriert. Außerdem tragen die Böcke eine Mähne.

Der Rumpf ist kurz bis mittellang, das Becken schräg. Die Beine sind feingliedrig aber stark, mit festen Klauen. Der kurze, zu maximal einem Drittel bewollte dreieckige Schwanz sollte nicht länger als 20 cm sein.

Die Skudde hat ein mischwolliges Vlies, das heißt, es weist differenzierte Anteile von Ober- und Unterhaaren auf, die sich in den verschiedenen Wollparametern unterscheiden. Nach Erfahrungswerten beträgt der Jahreswuchs des Oberhaares ca. 15 bis 20 cm. Demgegenüber wächst die Wolle etwa 12 cm/Jahr. Ein in der Vergangenheit vorhandenes Merkmal, das wieder herausgezüchtet werden soll, war der jahreszeitliche selbständige Vlieswechsel, der eine Schur überflüssig machte. Die Bauchbewollung muss vorhanden sein. Nach einer Wollwachstumszeit von einem Jahr beträgt das Schurgewicht 2,0 bis 2,5 kg bei Böcken beziehungsweise 1,2 bis 2,0 kg bei Mutterschafen. Das Vlies besteht aus einer meist weißen Mischwolle, selten ist eine braune oder schwarze Vliesfarbe. Von alten Zeichnungen sind auch mischfarbige Skudden bekannt, allerdings sind mehrfarbige scheckige Vliese heute nicht erwünscht und entsprechende Tiere werden nicht mehr zur Reinzucht zugelassen.

 

Fortpflanzung

Fortpflanzungs- und Aufzuchtvermögen sind wesentliche Kriterien zur Schaffung überlebensfähiger Populationsgrößen. Die Skudde bietet hierfür günstige Voraussetzungen, weil sie frühreif ist und über eine relativ lange Reproduktionsphase verfügt. In Abhängigkeit von der Jugendentwicklung können weibliche Skudden bereits im ersten Lebensjahr tragend werden.

Die Skudde ist nahezu asaisonal, das heißt, im Vergleich zum Wildschaf und zu verschiedenen Hausschafrassen, die nur im Herbst, also mit abnehmender Tageslichtlänge, brünstig werden, sind die Tiere dieser Rasse fast jahreszeitlich unabhängig deckbereit.

Durchschnittlich werden ein bis zwei Lämmer in einer problemlosen Geburt ohne menschliche Hilfe zur Welt gebracht. Die Böcke verhalten sich gegenüber den Lämmern zumeist nicht aggressiv, sondern schirmen teilweise das Muttertier während des Geburtsvorganges gegen den Rest der Herde ab.

 

Haltung

Die Skudde ist ein genügsames Schaf, das sich mit mageren Weiden zufriedengibt. Das Winterfutter besteht weitestgehend aus gutem Heu. Minerallecksteine sind notwendig, ein Zufüttern von Kraftfutter nicht.

Die Haltung der Skudden erfolgt ganzjährig im Freien. Als Schutz vor Wetterunbilden genügt ein einfacher offener Unterstand, der oftmals nur bei Regen oder starkem Schneetreiben aufgesucht wird. Das mischwollige Vlies schützt die Tiere vor Auskühlung oder Durchnässung. Die Schur erfolgt einmal im Jahr.

Seit Oktober 2017 bewohnt eine kleine Herde ostpreußischer Skudden ein Gehege auf einem Hochhausdach im Werksviertel von München.

 

Verwendung

Skudden werden heute in erster Linie zur Landschaftspflege eingesetzt. Sie sind bei der Nahrungsaufnahme wenig wählerisch und verschmähen weder Brennnesseln noch Disteln oder Ampfer.

 

Quelle: Wikipedia

Skudde vs Merino Landschaf

Weit verbreitet ist das führen einer Großherde von Merinoschafen. Zwar zählt zu den Zuchtzielen der Merinos die Gewichtzunahme und die Wollproduktion, jedoch sind sie in der Landschaftspflege ebenfalls stets anzutreffen.

Warum entscheidet man sich mit der Skudde für eine Schafrasse, die mischwollig ist und nicht viel Gewicht am Haken hervorbringt?

Zum einen, weil der Schwerpunkt auf der präzisen und naturnahen Landschaftspflege liegt. Während ein Schaf, welches ein Vertreter einer hoch domestizierten Fleischrasse ist, im Wesentlichen Gras zu sich nimmt, vertilgen die höchst ursprünglichen Skudden ein weites Spektrum an Blättern, Sträuchern, Aufkömmlingen, Kräutern und sogar Efeu zusätzlich zum Gras.  Aus diesem Grund führen die meisten Merinoschafherden eine Gruppe an Ziegen mit, die nicht nur extra bezuschusst werden, sondern für das Grobe bei der Landschaftspflege zuständig sind.

Das Fleisch der Skudde mag zwar in der Quantität weniger sein, als das eines Merinoschafs, kompensiert dies jedoch durch die Qualität. Zudem geht die Geniessbarkeit von Skuddenfleisch weit über das Stadium des Lamms hinaus. Auch Fleisch von Alttieren weist nicht den typischen Schafgeruch oder -geschmack auf und kann so auch ausserhalb der Wurstproduktion verwendet werden.

Ein wesentliches Problem der Merinoschafe ist der Befall von Moderhinke. Das Laufen auf Knien einzelner Schafe hinter der Herde ist kein seltener Anblick.

Durch die Robustheit der Skudden ist die Anfälligkeit für diese und ähnliche Krankheiten nicht in dem Maße gegeben.